Endspurt vor dem EM! Halbmittelgewichtler Jack Culcay schuftet hart für seinen Titelkampf am 16. August in Erfurt gegen den Europameister Isaac Real (live in der ARD, ab 22.35 Uhr). Im Trainingslager in Kopenhagen mit Joey Gamache ist die Sparringsphase abgeschlossen. Dabei zeigte sich der Hamburger extrem explosiv. Den früheren Gegner von Arthur Abraham, Mehdi Bouadla aus Frankreich, schickte er nach fünf Trainingsrunden mit einem Cut unter dem rechten Auge nach Hause. Die Trainingsgefechte nutzte Culcay, um an Feinheiten zu arbeiten und entdeckte dabei neue Tricks.
Der frühere Weltmeister Gamache studierte seinen Schützling ganz genau auf Video, um das Beste aus Culcay herauszuholen. „Er hat sich ganz viele Amateur- und Profikämpfe von mir angeschaut, um zu sehen, was ich schon kann und wo meine Stärken liegen“, sagt der Halbmittelgewichtler. „Die hat Joey im Training noch mehr hervorgebracht. Wie zum Beispiel meine Beweglichkeit und meine Schlagschnelligkeit. Ich finde es toll, dass er sich so sehr einarbeitet. Ich lerne auch neue Dinge oder entdecke Schläge, die ich früher schon gemacht habe, wieder.“
Ein Beispiel: „Ich halte zum Beispiel meine linke Hand etwas länger draußen und schicke dann meine Rechte hinterher. Solche Tricks habe ich schon bei den Amateuren instinktiv gemacht, aber sie waren zwischenzeitlich nicht mehr in meinem Repertoire.“ Mit Gamache spricht Culcay im Training Englisch. „Wir verstehen uns menschlich sehr gut“, berichtet der Boxer. „Er ist ein ruhiger Typ, schreit nicht herum. Er lässt seinen Sportlern Raum, weil er sagt: ,Ihr seid alt genug und professionell genug, um zu wissen, wie viel ihr arbeiten müsst‘.“
Jeden Tag joggt der 28-Jährige fünf bis zwölf Kilometer auf dem Laufband oder macht Konditionstraining auf dem Rad. „Das absolviere ich am Vormittag“, sagt Culcay. „Nachmittags steht dann Box-Training mit Joey auf dem Plan.“ Nach den Sparringseinheiten schiebt der Boxer noch Sonderschichten. „Ich gehe dann an den Speedball oder mache Bauchmuskeltraining“, sagt der Halbmittelgewichtler. „Ich arbeite an all den Kleinigkeiten, um noch besser zu werden.“
Denn er weiß um die Stärken des Europameisters Real. „Er ist ein Boxer, der im Ring viel abwartet und dann plötzlich seine Serien abfeuert“, sagt der Herausforderer. „Er ist ein Konterboxer, der dem Italiener Della Rosa beim EM-Sieg im Mai die ganze Arbeit machen ließ. Schließlich besiegte er ihn durch K.o. Konditionell hat Real etwas drauf. Da kann ich nicht mit der Kraft sparen. Aber ich halte ihn für eine machbare Aufgabe.“
In den Trainingspausen genoss Culcay die Stadt. „Kopenhagen gefällt mir sehr gut“, sagt der 28-Jährige. „Das Wetter ist perfekt mit fast 30 Grad, ähnlich wie momentan in meiner Heimat Hamburg.“
Culcay gewann bislang 17 seiner 18 Profi-Kämpfe, 10 davon durch K.o. Den Interkontinental-Titel der WBA verteidigte er bereits zweimal erfolgreich.
