Sieben Wochen lang hat Europameister Jack Culcay im Training für seine erste Titelverteidigung geschuftet. „Ich fühle mich gut, aber es wird Zeit, dass es endlich losgeht“, sagt der Halbmittelgewichtler. „Ich kann es kaum erwarten.“ Bevor er am 6. Dezember in Oldenburg gegen den Franzosen Karim Merroudj in den Ring steigt, macht er noch einige Tage Zwischenstation in seiner Heimat Hamburg.
Culcay ist körperlich in Top-Form. Vier Wochen Sparring hat er jetzt hinter sich – am Freitag war in Kopenhagen die letzte Einheit. „Insgesamt komme ich auf fast 90 Trainingsrunden“, erzählt der Europameister. „Ich hatte fünf verschiedene Partner, einer davon war kürzlich auch in der Vorbereitung von Felix Sturm für dessen Duell mit Robert Stieglitz im Einsatz. Das waren gute Trainingsgegner, die mich mit verschiedenen Boxstilen auf alles vorbereitet haben.“
Culcays Trainer Joey Gamache fordert von seinem Schützling vor allem viel Beweglichkeit: für eine gute Defensive und um dann in der eigenen Attacke richtig zu stehen. Bei einer Übung geht es nur darum, den Angriffen auszuweichen. „Joey hat zwei blaue Schaumstoffstangen in den Händen und schlägt damit nach mir“, sagt Culcay. „Die sind natürlich weich und tun nicht weh, aber ich soll es vermeiden, damit getroffen zu werden. Immer wieder: meiden, meiden, meiden. Damit ich das im Kampf dann ganz automatisch mache.“ Schon im Aufwärmen macht der Halbmittelgewichtler Ausweichbewegungen mit dem Oberkörper und den Beinen.
In der Trainingsgruppe von Gamache sind außerdem noch die dänischen Brüder Patrick und Micki Nielsen sowie der schwedische Schwergewichtler Otto Wallin. Der amerikanische Trainer wird bei der Arbeit von seinem Sohn Steven unterstützt. „Mit dem verstehe ich mich gut“, sagt Culcay. „Er ist selbst Boxer, arbeitet aber auch als Trainer. Er und sein Vater teilen sich die Arbeit mit den Boxern auf.“ Die gemeinsame Arbeit schweißt zusammen: Kürzlich wurde in der Gruppe Wallins Geburtstag gefeiert. „Zu solchen Anlässen gehen wir alle zusammen etwas essen“, berichtet Culcay. „Sonst ist es leider so, dass jeder oft allein isst, weil alle verschiedene Trainingszeiten haben.“
In Kopenhagen bekam Culcay auch Besuch von einem Doping-Kontrolleur der Nationalen Anti-Doping-Agentur. „Er kam aus Berlin dorthin“, erzählt der Boxer. „Ich konnte nicht gleich eine Urinprobe abgeben, musste erst einmal etwas trinken. Aber dann klappte es.“
Die ARD zeigt Culcays EM-Titelverteidigung am 6. Dezember ab 23 Uhr.